Refik, Jafar, Cigdem, Hussein, Ali Akber und Delil hatten sich im Jahre 1996 am Widerstand, Todesfasten, gegen die Einführung der F-Typ-Zellen in der Türkei beteiligt. Nach 69 Tagen Hungerstreik bekamen sie das Wernicke-Korsakoff-Syndrom. Nun leiden sie unter Sprachschwierigkeiten, unwillkürlichen Kontraktionen, Gleichgewichtsstörungen, Gedächtnisverlust und Vergesslichkeit. Diese Aktivisten kommen beim erneuten Beginn des Todesfastens im Jahre 2000 erneut zusammen.
Sechs Freunde treffen sich am Grab Idil Ermens, dem ersten weiblichen Insassen, der aufgrund desTodesfastens sein Leben ließ. Hinterher verbringen die alten Freunde die darauf folgende Woche zusammen mitsamt ihren Familien. Sie denken an die vergangenen Ereignisse und unterstützen den aktuellen Widerstand – Todesfasten.
Auf der anderen Seite sind die Hungerstreiks in eine kritische Phase eingetreten. Die sechs Freunde besuchen am 18. Dezember die Todesfastenden in Küçükarmutlu. Sie unterhalten sich mit Zehra Kulaksiz, Gülsüman Dönmez, Senay Hanoglu und anderen, die in den folgenden Monaten ihr Leben verlieren werden. Die Ereignisse und die Menschen erzeugen das Gefühl, als befände man sich einem Zeittunnel; einerseits die ehemaligen Widerstandskämpfer mit ihren schweren Folgeerkrankungen und -behinderungen, andererseits entschlossen vorpreschende Hungernde wohl wissend, dass sie sterben werden bzw. mindestens Folgeschäden davontragen werden.
Am Tag nach diesem Besuch wird in den Gefängnissen die Operation „Zurück zum Leben“ durchgeführt.
Die Helden im Film verfolgen die Operation am Fernseher und kommentieren sie. Total demoralisiert und geknickt begeben sie sich auf die Straßen von Istanbul.
Es vergehen 10 Jahre … Cafer, Ali Ekber und Cigdem leben jetzt im Ausland.
Hüseyin, Refik, und Delil führen ihr Leben in Istanbul fort. Istanbuls verändertes Gesicht zeugt von Veränderungen im Laufe der Jahre. Doch für die Protagonisten des Films hat sich nicht viel verändert, die noch offenen Wunden der Vergangenheit warten darauf, behandelt zu werden.
Simurg umfasst einen Zeitabschnitt von 14 Jahren.
Während in Simurg die jüngst in den Gefängnissen stattgefundene Serie von Ereignissen behandelt werden, finden die Handlungen mit originalen Menschen in Echtzeit statt.
Der Film schlägt eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Außerdem gewährt er einen Einblick auf den Hintergrund des Widerstandes und der politischen Ereignisse.
In dem Film begründen die Aktivisten des Widerstandes ihre Reaktion auf die Einführung der Einzelhaft in den Zellen, indem sie das Vorhaben als eine Methode enttarnen, die „mit menschlicher Würde nicht vereinbar“ ist. Eine Unterbringung in solchen Zellen kann bei den Gefangenen psychische Störungen hervorrufen und sogar zur Suizid führen. Zur Durchsetzung ihres Projektes, F-Typ-Gefängnisse einzuführen und den Widerstand gegen die Wand zu fahren, greift die Regierung am Ende zur Gewalt.
Regisseur Ruhi Karadag thematisiert in Simurg Menschenrechte in den Gefängnissen. Er versucht Licht ins dunkle der letzten 14 Jahre zu bringen.
Regie Ruhi Karadağ
Mit Ali Ekber Akkaya, Çiğdem Kazan, Refik Ünal
Genre Drama , Dokumentation
Länge: 1 Std. 49 Min.
In Kooperation mit der YXK Marburg (Verband der Studierenden aus Kurdistan – Ortsgruppe Marburg)